Gute Führung hat nichts mit dem Geschlecht zu tun – doch um langfristige Veränderung herbeizuführen, bedarf es jetzt vor allem mehr weiblicher Teilhabe. Über Frauen in der Wirtschaft, gute Führung und bewusstes Selbstmanagement.
Sieht man sich die Berichte der Allbright Stiftung der letzten Jahre an, könnte man meinen, dass zuweilen die Zeit stehen geblieben ist – gerade in Deutschland. Eine Untersuchung von 2018 zeigt: Im internationalen Vergleich bildet Deutschland das Schlusslicht, wenn es um Frauen in der Führung geht. Springen wir zwei Jahre in die Zukunft, Oktober 2020, das „Krisenjahr“: der Frauenanteil in den DAX Vorständen sinkt, man setzt weiterhin scheinbar eher auf eine männliche Besetzung, der Frauenanteil lag zu diesem Zeitpunkt bei 12,8 Prozent.
Frauen auf Führungsebene – Etwas tut sich doch
Doch es gibt Hoffnung, denn viele Menschen und Unternehmen haben inzwischen verstanden wie wichtig es ist, ein Unternehmen divers zu besetzen – auch bzw. gerade in der Führung – nicht zuletzt, weil sich großartige Frauen und Männer für ein selbstverständlicheres Frauenbild in der Arbeitswelt einsetzen. Wie sagt Tijen Onaran in einem Interview so schön: „Frauen müssen nicht gefördert werden, eine Beförderung würde es schon tun“. Denn Frauen haben dank der positiven Entwicklung in der Gleichberechtigung – auch wenn wir leider noch längst nicht am Ziel sind – beste Voraussetzung, um am CEO-Tisch Platz zu nehmen. Sie sind gut ausgebildet: eine Datenanalyse der ZEIT zeigt, dass sich 2018 bereits mehr Frauen als Männer an Hochschulen eingeschrieben haben. Auch die Grenzen zwischen „klassischen“ Männer- bzw. Frauenstudiengängen verschwimmen – zumindest in einigen Fachbereichen – immer mehr. Frauen sind bereit und die Voraussetzungen sind vielerorts da; jetzt muss „nur noch“ das System mitziehen und Veränderung vorantreiben.
Gemeinsam Zukunft schreiben und neue Arbeitsmodelle entwickeln
„Heute versuchen die meisten Frauen in Deutschland, sich den männlichen Lebensverläufen anzunähern, bauen die Erwerbsarbeit aus, reduzieren die anderen Zeiten. So gut es eben geht. Sie stoßen damit angesichts vieler Hindernisse an ihre Grenzen.“ So erklärt Soziologin und Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin Prof. Jutta Allmendinger in ihrem 2021 veröffentlichten Buch „Es geht nur gemeinsam“ die aktuelle Situation. Sie beschreibt damit, dass es in der Lösungsfindung nicht um die Imitation von bestehenden (Führungs-)Bildern gehen darf, sondern sich die bisherige Norm für neue Ideen und Modelle öffnen muss. Vor allem aber geht es darum, mit gemeinsamer Kraft ins Handeln zu kommen. Miteinander statt gegeneinander. Das sehen auch wir in der Female Leadership Academy als Grundlage zur Veränderung: Wir treten nicht als Konkurrent*innen an, die Frauen auf der einen, die Männer auf der anderen Seite. Bei Leadership geht es am Ende nicht um das Geschlecht, sondern darum, gemeinsam eine Arbeitswelt zu gestalten, die für alle gleichermaßen zukunftsfähig ist. Und dafür braucht es heute vor allem empowerte Frauen.
„In the future there will be no female leaders. There will just be leaders.
– Sheryl Sandberg in ‚Lean in‘
Führung beginnt mit Selbstführung
Für uns bedeutet das konkret, dass es mehr Frauen in der Führung braucht – darum helfen wir Frauen, ihren individuellen Weg in der Arbeitswelt zu gehen. Dabei muss es nicht immer gleich der nächste großen Karrieresprung sein – Führung fängt immer mit uns selbst an. Wer sich selbst gut führen kann, kann auch andere mitziehen. Wir möchten Frauen die Tools, Methoden und das Selbstvertrauen mitgeben, um sich und andere voranzutreiben und dabei ein Vorbild zu sein – denn nur, wenn wir voneinander lernen, können wir gemeinsam Großes erschaffen. Wir brauchen einander, um unser Potenzial voll ausschöpfen zu können.
Klarheit schaffen und Ziele formulieren
Um mit der Selbstführung beginnen zu können und Dinge wirklich in die Hand zu nehmen, braucht es vor allem Klarheit. Ein wichtiger Bestandteil des Programms der Female Leadership Academy ist es, dir dabei zu helfen, deine Ziele nicht nur zu erkennen, sondern sie auch so klar zu formulieren, dass du wirklich in die Umsetzung kommen kannst.
Gewohnheiten etablieren
Im nächsten Schritt geht es in der Selbstführung dann darum, Gewohnheiten zu etablieren. Gerade in Zeiten von großen Veränderungen – und diese haben im letzten Jahrzehnt, bedingt durch die Digitalisierung, rasant zugenommen – helfen Rituale dabei, Stress zu reduzieren, unbekannten Situationen angstfreier entgegenzutreten und sich mehr auf das eigene Handeln zu verlassen.
Verantwortung übernehmen
Dazu gehört es ebenso, Verantwortung für sich selbst und die eigene Arbeit zu übernehmen und herauszufinden: In welchem Umfeld arbeite ich am besten? Wie strukturiere ich mich verlässlich? Zu welchen Zeiten bin ich besonders produktiv und wie kann ich meine eigene Arbeitskraft am sinnvollsten einsetzen? Nur wer auf diese Fragen konkrete Antworten findet, kann sich selber – und somit auch ein Team – so führen, dass die eigene Arbeitskraft so investiert werden kann, dass sie mit persönlichen Werten und Prinzipien harmoniert.
Was macht gute Führung aus?
Authentizität, Empathie und Menschlichkeit
Bei Leadership geht es nach unserer Auffassung nicht darum, besonders hart oder besonders weich zu sein – sondern darum, dass Du authentisch führst und den Menschen in den Vordergrund stellst. Egal ob wir in einem traditionellen, sehr hierarchischen Umfeld oder im kleinen, flexiblen Start-up arbeiten, am Ende treffen überall Menschen aufeinander, die gemeinsam etwas erschaffen wollen. Wir von der Female Leadership Academy sind davon überzeugt, dass das vor allem funktioniert, wenn wir einander empathisch und wertschätzend begegnen, bereit sind, die eigenen Schwächen und Fehler zu zeigen und an ein Handeln als Kollektiv glauben. In der Arbeitswelt der Zukunft braucht es noch viel mehr gemeinsame Sinnerfüllung statt Einzelkämpfer*innen mit Ellenbogen-Mentalität. Dazu braucht es aber auch die Fähigkeit, unbequeme Gespräche zu führen ebenso wie den Mut, sich verletzlich zu zeigen. Sich eingestehen, dass Mitarbeitende eine Aufgabe besser erfüllen können als man selbst, keine Angst davor haben, andere im Scheinwerferlicht erstrahlen zu lassen und darauf vertrauen, dass das Team auch ohne das eigene Zutun Entscheidungen treffen kann – das sind Leadership Skills, die häufig unterschätzt werden und die wir mit unserem Programm stärken wollen.
“The role of a leader is not to come up with all the great ideas. The role of a leader is to create an environment in which great ideas can happen.”
– Simon Sinek in ‚Start with why‘
Empowerment und Enabling
Was wir als Führungskraft unserem Team vorleben, kann auch jede*r Einzelne weiter in ihr oder sein Arbeitsumfeld tragen – sei es im Umgang mit Kolleg*innen, Kund*innen oder sich selbst. Leadership bedeutet eben nicht „eine*r geht vor und der Rest läuft blind hinterher“, die Top-down-Mentalität hat unserer Meinung nach ausgedient. Vielmehr bedeutet gute Führung heute, Mitarbeitende zu verantwortungsvollen, selbstdenkenden Menschen zu empowern, die selber erkennen, welchen Weg sie einschlagen müssen, um ihren Job erfolgreich auszuführen. Dass das – in ganz unterschiedlichen Branchen – ausgezeichnet funktionieren kann, kannst du zum Beispiel in Frederic Laloux’ Bestseller Reinventing Organizations nachlesen.
Der Mensch und die Umwelt, unsere Arbeits- und Lebenswelt sind in einem ständigen Wandel. Es liegt an uns, in unser Wachstum zu investieren, offen und mutig zu sein, ein Leben lang zu lernen und Herausforderungen anzunehmen. Denn nur so können wir eine Zukunft gestalten, in der wir selbstbestimmt unser volles Potenzial entfalten und die Leader der nächsten Generation – egal welchen Geschlechts – inspirieren können.
“Choose courage over comfort!”
– Brené Brown, in ‘Dare to lead’
Du möchtest keinen Beitrag mehr verpassen?
Abonniere unseren Newsletter und lass dich von uns mit jeder Menge Wissen, Podcast- und Buch-Empfehlungen sowie Einladungen zu kostenfreien Online-Seminaren versorgen.